Es gibt in der ganzen Welt kaum ein Land, das sich so energisch der neoliberalen Form von Globalisierung widersetzt, wie Frankreich. Mit einem Generalstreik gegen die Lockerung des Kündigungsschutzes wird ein neues, in Deutschland bisher schwer vorstellbares Zeichen gesetzt. Es ordnet sich ein in viele andere Abwehrkämpfe, von der Abwehr des Türkei-Beitritts zur Europäischen Union, des neoliberalen Kommissionsentwurfs für eine europäische Dienstleistungsrichtlinie, der Europäischen Verfassung bis zum Mehrfachstimmrecht von Altaktionären gegen die Heuschreckeninvasion kurzfristig spekulierender Finanzinvestoren. Die Stabilisierung des französischen Rentensystems über einen am Mehrwert der französischen Unternehmen gemessenen Sonderbeitrag der Arbeitgeber ist ein weiterer Schritt, der die deutschen Fehler einer Mehrwertsteuererhöhung vermeidet und erstmals den technischen Fortschritt direkt für die Renten mitzahlen läßt. Frankreichs Uhren gehen definitiv anders als die in London oder Washington.
Wie stark die Uhren zwischen Frankreich und Deutschland auseinandergehen, zeigt sehr plastisch ein Schaubild zur Entwicklung der Einkommen von Arbeitnehmern einerseits und der Unternehmen andererseits (Abb. 13032). Während sich in Deutschland die Schere zugunsten der Unternehmen immer weiter öffnet, ist sie bisher Dank des französischen Drucks der kleinen Leute und notfalls auch der Straße geschlossen geblieben.

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